Gängeviertel

Gängeviertel

Gängeviertel waren ursprünglich Stadtbereiche in Hamburg, die eine sehr enge Wohnbebauung auszeichnete. Im 19. Jahrhundert waren solche Gängeviertel in Hamburg stark verbreitet. Meist bestanden die Gängeviertel aus Fachwerkhäusern. Da die Bebauung so dicht erfolgte, waren teilweise keine Straßen mehr möglich, sondern lediglich enge Gänge zwischen den Gebäuden. Zudem waren für Gängeviertel verwinkelte Hinterhöfe, enge Toreinfahrten und schlechte hygienische Verhältnisse charakteristisch. Entsprechend lebte hier vorwiegend die arme Bevölkerung. Teilweise waren auch kleine Handwerks- oder Gewerbebetriebe dort ansässig.

Aufgrund der Cholera-Epidemie im Jahre 1892 und der schnellen Ausbreitung von Krankheiten überhaupt in den Gängevierteln begann man Ende des 19. Jahrhunderts mit ersten Abrissmaßnahmen. Zunächst erreichte man damit aber nur eine Verschärfung der Probleme. Durch den Abriss des Wohngebietes auf dem „Großen Grasbrook“, der zur Errichtung der Speicherstadt durchgeführt wurde, verloren 24.000 Menschen ersatzlos ihren Wohnraum. Diese Leute siedelten sich zum großen Teil in anderen Gängevierteln wieder an. Mit den Jahren wurden die Gängeviertel allerdings überwiegend durch Kriegsschäden und Abrissmaßnahmen eliminiert. Nur noch vereinzelt erinnern zurückgebliebene Fachwerkhäuser in den ehemaligen Gängevierteln wie im Bereich der St. Michaeliskirche an die alten Zeiten.

Hört man heute in der Presse vom Hamburger Gängeviertel, so ist meist der Bereich Valentinskamp/Speckstraße/Kaffamacherreiche gemeint. In dieser Gegend gibt es einen alten Komplex von historischen Gebäuden und Fachwerkhäusern, die den Überrest eines alten Gängeviertels darstellen. Ein geplanter Teilabriss zur Sanierung und Umgestaltung des Komplexes durch einen niederländischen Investor führte zu starken, öffentlichen Diskussionen, mit dem Ergebnis, dass das Gängeviertel von Künstlern besetzt wurde. Im August 2009 gestattete die Kulturbehörde diesen Künstlern die Gebäude, einstweilig für Kunstausstellungen zu nutzen.

Im Dezember des gleichen Jahres gab die Stadt Hamburg bekannt, dass der Verkauf des ehemaligen Gängeviertels einvernehmlich rückabgewickelt werde. Die „Gängeviertel Genossenschaft 2010 e. G.“, welche im Jahr 2010 gegründet wurde, ist seither mit dem Erhalt und der Nutzung der Gebäude für kulturelle Zwecke beauftragt.